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Blog|Die Ursprünge von Mardipäev und seine deutschen Verbindungen

Die Ursprünge von Mardipäev und seine deutschen Verbindungen

Der Mardipäev, oder Martinstag, ist eines der beliebtesten Volksfeste in Estland und wird jedes Jahr am 10. November gefeiert. Er markiert den Beginn des Winters und vereint die Gemeinschaft in einem festlichen Mix aus alten Ritualen und christlichen Bräuchen. Besonders faszinierend ist die Verbindung des Mardipäev mit dem deutschen Martinstag, einer Tradition, die während der jahrhundertelangen deutschen Kultureinflüsse nach Estland gebracht wurde. Dieses einzigartige Fest zeigt, wie Estland verschiedene kulturelle Einflüsse miteinander verwebt und heidnische sowie christliche Elemente zu etwas Eigenständigem verbindet.

Worum geht es beim Mardipäev?

Am Mardipäev verkleiden sich estnische Kinder als Mardid, ziehen dunkle Kostüme und Masken an und besuchen die Häuser ihrer Nachbarn bereits am Vorabend, am 9. November, bis in die Nacht hinnein. Sie singen Lieder, sprechen Segenswünsche für eine gute Ernte und Schutz vor den Härten des Winters aus und erhalten im Gegenzug Süßigkeiten oder kleine Geschenke. Diese Bräuche haben ihre Wurzeln im alten estnischen Heidentum, wo Rituale durchgeführt wurden, um Fruchtbarkeit und Wohlstand beim Wechsel der Jahreszeiten zu sichern. Die Mardid symbolisieren dabei die Geister der Verstorbenen und verkörpern den Glauben, dass die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Geister in dieser Übergangszeit besonders durchlässig ist.

Deutscher Einfluss und die Verbreitung des Martinstags

Um den Mardipäev vollständig zu verstehen, ist ein Blick auf sein deutsches Pendant, den Martinstag, auch Sankt-Martins-Tag, Martinsfest und Martini genannt, am 11. November, unerlässlich. Der Martinstag ehrt den heiligen Martin von Tours, einen römischen Soldaten, der später Mönch wurde und durch seine Tat der Nächstenliebe bekannt wurde, als er seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Das Fest feiert Werte wie Mitgefühl und Großzügigkeit, die im Christentum zentral sind.

Während des Mittelalters, als große Teile Estlands von der Deutschen Ordensherrschaft kontrolliert wurden und später unter dem Einfluss der Deutsch-Baltischen Oberschicht standen, fanden Martinstagstraditionen ihren Weg in das estnische Leben. Christliche Missionare brachten religiöse Feste wie den Martinstag mit, die von der lokalen Bevölkerung aufgenommen und mit eigenen vorchristlichen Bräuchen verschmolzen wurden.

In Deutschland sind geläufige Bräuche zum Martinstag die Martinsgans und der Sankt-Martins-Umzug mit dem Laternelaufen und dem Martinissingen, bei denen Kinder singend von Tür zu Tür ziehen und Süßigkeiten erhalten. Eine Tradition, die stark an die estnischen Mardid erinnert. Während der deutsche Brauch das Licht und die Nächstenliebe betont, liegt der Schwerpunkt in Estland stärker auf Fruchtbarkeit, landwirtschaftlichem Erfolg und dem Schutz während der dunklen Wintermonate.

Eine einzigartige kulturelle Fusion

Der Mardipäev ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich Kulturen weiterentwickeln und miteinander vermischen. Die Verkleidungen der Mardid, die ursprünglich böse Geister abschrecken sollten, haben ihren Ursprung in alten Fruchtbarkeitsritualen. Diese Bräuche spiegeln eine Zeit wider, in der die Esten an die magische Kraft von Worten und Handlungen glaubten, um die natürliche Welt zu beeinflussen. Mit der Zeit wurden diese Rituale durch christliche Einflüsse ergänzt und um Themen wie Wohltätigkeit und Gemeinschaftssinn erweitert.

Das Ergebnis ist ein Fest, das tief in der heidnischen Vergangenheit Estlands verwurzelt ist, gleichzeitig aber durch Jahrhunderte christlicher Einflüsse bereichert wurde. Der Mardipäev behält seinen Fokus auf Gemeinschaft und Großzügigkeit bei und greift damit auch die Lehren des heiligen Martin auf, während er den einzigartigen Geist des estnischen Volksglaubens bewahrt.

Warum Mardipäev heute noch wichtig ist

Heute bleibt der Mardipäev ein fester Bestandteil der estnischen Kultur. Schulen, Familien und Gemeinden feiern das Fest mit Begeisterung und halten sowohl den Spaß als auch die tiefergehenden Bedeutungen lebendig. Kinder verkleiden sich weiterhin als Mardid und besuchen die Häuser, um Segenswünsche und Lieder darzubringen, genauso wie vor Jahrhunderten.

Der Mardipäev ist mehr als nur ein Überbleibsel der Vergangenheit; er ist eine lebendige Tradition, die Esten mit ihren Wurzeln verbindet und gleichzeitig ein Gefühl der Zusammengehörigkeit fördert. Er ist ein schöner Beweis dafür, wie Kulturen sich gegenseitig bereichern und anpassen können, indem sie Altes bewahren und Neues integrieren. Auch wenn sich die Zeiten ändern, bleibt der Kern des Mardipäev – Es ist ein Fest der Gemeinschaft, Großzügigkeit und Vorbereitung auf den Winter und zeitlos relevant.